Flächen für Windenergie-Anlagen
Auf der Tagesordnung der Gemeinderatssitzung am 25. Juni 2025 stand die Stellungnahme der Stadt Kraichtal zur 2. Offenlage der Teilfortschreibung des Regionalplans, der Gebiete für regionalbedeutsame Windenergieanlagen ausweist.
Wir Gemeinderäte von Bündnis 90/Die Grünen haben zur Kenntnis genommen, dass die ursprüngliche Stellungnahme unverändert Bestand haben soll. Diese wurde bereits 2024 anlässlich der 1. Offenlage abgegeben und nun von der Stadtverwaltung um einige aktuelle Erläuterungen ergänzt.
Mit der Kenntnisnahme wäre unsere Pflicht getan und wir könnten zum nächsten Tagesordnungspunkt übergehen. Aber dafür ist uns und vielen anderen Bürgerinnen und Bürgern das Thema viel zu wichtig.
Im Kern der städtischen Stellungnahme geht es darum, dass weitere drei Vorrangflächen für Windkraftanlagen auf der Gemarkung Kraichtals gestrichen werden sollen.
Der Verband Region Karlsruhe (früher „RVMO“) hat bereits die Vorrangflächen von 828 ha auf 565 ha reduziert. Ginge der Verband auf die Forderungen der Stadt ein, würden weitere ca. 135 ha wegfallen, so dass insgesamt noch 430 ha oder 5,3% der Gesamtfläche Kraichtals übrigbleiben. Dabei handelt es sich größtenteils um Wald- und Ackerflächen.
Nun ist es nicht so, dass auf allen potentiellen Vorrangflächen auch Windräder stehen werden. Der Grundstückseigentümer muss sein Grundstück verpachten wollen, der Investor und Betreiber wird nur aktiv, wenn er mit dem Vorhaben auch Geld verdient, und jedes einzelne Windrad durchläuft einen aufwändigen Genehmigungsprozess mit offenem Ausgang.
Vorrangflächen beibehalten
Wir halten es schon aus diesen Gründen für leichtfertig, weitere Vorrangflächen zu streichen. Die vorgeschlagene Flächenreduzierung schwächt die „übrig gebliebenen“ in ihrer Qualität. Interkommunale Standorte wären dann praktisch nicht mehr möglich.
Die Begründungen in der städtische Stellungnahme halten wir für alle drei Gebiete für nicht ausreichend.
WE 6 „Gänsberg“:
Hier wird der Ausschluss mit der vorhandenen NATO-Pipeline, die allerdings auf Östringer Gemarkung verläuft, begründet. In der Sitzungsvorlage bewertet die Stadt Kraichtal den Sicherheitskorridor, den der Regionalverband nun vorsieht, als nicht ausreichend.
Wir hingegen trauen den erfahrenen Anlagenprojektierern und -bauern zu, dass sie mit dieser örtlichen Gegebenheit verantwortungsvoll umgehen und dass sie dafür sorgen, dass weder beim Windanlagenbau noch beim Betrieb ein Störfall an der Pipeline auftritt. Im Genehmigungsbescheid wird sicher nochmal ausdrücklich auf die Sachlage hingewiesen und werden entsprechende Sicherungsmaßnahmen gefordert.
WE 8 „Friesentaler Grund“:
Hier wird als Begründung aufgeführt, dass es sich um das kleinste aller Vorranggebiete handelt. „Daher ist eine mögliche Errichtung von Anlagen auf dieser Fläche voraussichtlich nicht möglich“. Das bleibt abzuwarten, denn diese Entscheidung wird ein Investor nach gründlicher Wirtschaftlichkeitsberechnung fällen.
WE 75 „Seeberg“:
Die Begründung zu dieser Flächenstreichung halten wir für sehr gewagt.
Zitat: “Die Fläche liegt wie ein Band zwischen den Ortschaften im Westen und Osten und trennt diese landschaftsbildnerisch in zwei Teile. Die Verwaltung, das Stadtgremium und die Bevölkerung sind darum bemüht, das immer noch vorhandene Ortsteildenken in der Bevölkerung zu überwinden und das gemeinsame Denken als eine Stadt zu fördern. Die Errichtung von Windkraftanlagen in der Mitte der Gemarkung Kraichtals wird als „Grenze“ empfunden und findet daher keine Akzeptanz in der Bevölkerung“.
Es hat sich unseres Wissens, nachdem das Gebiet leicht abgeändert weiterhin als Vorrangfläche ausgewiesen ist, kein Bürger oder keine Bürgerin zu dieser Vorrangfläche geäußert. Im Gegensatz dazu gab es von einigen Bürgern Widerstand gegen die Flächen WE 651 und WE 652 im Wald zwischen Oberacker, Münzesheim und Unteröwisheim. Man konnte also den Eindruck gewinnen, dass den Bürgern der Wald wichtiger ist als das Landschaftsbild.
Windräder tragen zu einer guten Energie-Zukunft bei
Windräder werden in Zukunft zum Erscheinungsbild in Kraichtal dazugehören. Ob sie auf Kraichtaler Gemarkung oder bei unseren Nachbarkommunen errichtet werden – sie werden weithin sichtbar sein.
Die Stadt Kraichtal soll und muss einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten. Windkraftanlagen, und damit erneuerbar, sicher und bezahlbar erzeugte Energie, sind ein Standortvorteil für Kraichtal.
Deshalb wollen wir keine weiteren Flächenkürzungen. Je größer die Auswahl an Flächen, desto höher die Chance auf Strom von hier, für hier.
Das Zauberwort heißt Energieautonomie. Was über 80 Gemeinden in Deutschland schon geschafft haben, sollte sich auch Kraichtal zum Ziel setzen: eine autarke Energieversorgung. Sie ist die beste Versicherung auch im Katastrophenfall. Das haben Experten von THW, DRK und Feuerwehr Ende Juni 2025 bei einem Informations- und Diskussionsabend in Bretten betont, zum dem Andrea Schwarz, unsere Grünen-Landtagsabgeordnete, eingeladen hatte. Einen Bericht zu dem Abend findet man in Kürze in der Rubrik „Grünaktiv“.