Bericht: Gemeinderatsitzung am 17.09.2025 – Trinkwasser – ein wertvolles Gut

Trinkwasser – ein wertvolles Gut

Bei der Gemeinderatssitzung am 17.09.2025 stand die „Entscheidung über die zusätzliche Einspeisung von Bodenseewasser in die Trinkwasserversorgung der Stadtteile Münzesheim, Oberacker und Gochsheim“ auf der Tagesordnung.
Wir haben uns aus verschiedenen Gründen gegen die Einspeisung ausgesprochen. Hier unsere Stellungnahme:
In den Kraichtaler Stadtteilen liegt die Härte des Trinkwassers zwischen 9° (reines Bodenseewasser) und 25,8° dH (reines Eigenwasser).
Der Gemeinderat hat bereits am 20.05.2015 beschlossen, zur Trinkwasser-Versorgungssicherheit der Stadtteile Münzesheim, Oberacker und Gochsheim eine Ringleitung zwischen diesen Orten weiter zu konkretisieren, ebenso den Bau eines neuen und größeren Hochbehälters in Oberacker. Mit dieser neuen Infrastruktur kann Bodenseewasser mit Eigenwasser gemischt werden.
Das aktuelle Mischungsverhältnis (Stand: 09/2025) ergibt eine Wasserhärte von ca. 16°dH. Der Ringschluss ist jedoch auch zehn Jahre nach Beginn der Planung immer noch nicht vollendet. Es fehlt das letzte Teilstück zwischen Gochsheim und Münzesheim. Dies sollte in den anstehenden Haushaltsberatungen als dringend, mit der Priorität: hoch, behandelt werden.
Auf Basis der Berechnungen eines Ingenieurbüros hat der Gemeinderat am 24.02.2016 beschlossen, für die Stadtteile Gochsheim, Oberacker und Münzesheim Trinkwasser mit einem Zielwert von 12°dH bereitzustellen. In jener Sitzung hatte der damalige Bauamtsleiter bereits erklärt, dass der Zielwert für Münzesheim aus technischen Gründen nicht realisiert werden kann.
Um den Zielwert von 12°dH zukünftig zu erreichen, müsste mehr Bodenseewasser beigemischt werden und das Eigenwasser aus den Quellen des Gänselbrunnens (Oberacker) und Kindlesbrunnens (Münzesheim) reduziert werden.
Die Folge wäre, dass ca. 53.000 m³ mehr Bodenseewasser eingekauft werden müssten. Die Mehrkosten von mindestens 31.700 €/Jahr würden auf alle Kraichtaler Haushalte umgelegt.
Dies halten wir für ungerecht und nicht verantwortbar und lehnen deshalb eine Änderung des Mischungsverhältnisses mit mehr Bodenseewasser ab. Alle Kraichtaler Haushalte, egal in welchem Stadtteil sie sind und welchen Härtegrad ihr Trinkwasser hat, bezahlen den gleichen Wasserpreis.
Der Stadtteil Bahnbrücken hat mit 25,8° dH das härteste Wasser (versorgt durch Zaisenhausen). Er sollte, auch wegen der Versorgungssicherheit, an das Wassernetz der Stadt angeschlossen werden. Nicht unmöglich, aber sehr anspruchsvoll und teuer.
Haushalte, die sehr empfindliche Geräte zur Warmwassererzeugung benötigen, haben die Möglichkeit, sich eine Hauswasserenthärtungsanlage installieren zu lassen. Dies machen jetzt schon Gewerbe- und Industriebetriebe, die auf einen konstanten Härtegrad für ihre Produktion angewiesen sind. Die große Mehrheit der Kraichtaler Haushalte kommt mit einem Härtegrad von 16°dH gut zurecht.
Die Diskussion um das Thema Wasser und Trinkwasser wird weiter unsere volle Aufmerksamkeit benötigen. Allerdings gehört das Thema Wasser-Härte nicht zu den Zukunftsproblemen. Bei diesen lauten die Schlagzeilen:
– Deckung des Wasserbedarfs.
Unter Einfluss des Klimawandels und der Bevölkerungsentwicklung können viele Kommunen in Baden-Württemberg ohne rechtzeitigen und hohen technischen und finanziellen Aufwand schon in 25 Jahren ihren Bedarf an sauberem Trinkwasser nicht mehr decken (siehe Bruchsaler Rundschau vom 16.07.2025 „Vielen Kommunen droht 2050 Wassermangel“).

– Sichere Strukturen.
Redundanzen (Ringschlüsse), laufende Investitionen in Hochbehälter und Technik sind notwendig.

– Versorgungsnetze.
Für Instandhaltung und Erneuerung des Leitungssystems sind ca. 1,8 Millionen Euro pro Jahr in Kraichtal nötig. Wasserverluste müssen lokalisiert und beseitigt werden.

– Trink- und Grundwasserschutz.
Gefährdungspotenziale aus der Landwirtschaft beseitigen (und dabei nicht vergessen, dass auch sie mit Wassermangel und Dürresommern wird zurechtkommen müssen), Hochwasser- und Starkregenschutz verbessern und Flächenversiegelung drastisch verringern.

– Öffentlichkeitsarbeit.
Bewusstseinsbildung der Bevölkerung zum Wassersparen. Wasser ist ein endliches Gut. Regelmäßig gibt es auch schon bei uns Einschränkungen im Sommer für den Wasserverbrauch.

– Gesetzliche Vorgaben erfüllen.
Das Grundwassermonitoring des Landes Baden-Württemberg bis 2050 sieht vor, mehr Eigenwasser zu nutzen und nur darüber hinaus sich mit Fremdwasser zu versorgen. In diesem Kontext sollte die Nutzung weiterer Brunnen z.B. in Unteröwisheim und Menzingen geprüft werden.

– Preisstabilität.
Alle Investitionen und der Verbrauch von Trinkwasser sind gebührenfinanziert und werden dem Nutzer in Rechnung gestellt. Derzeit beträgt der Wasserpreis 3,91 €/m³. Der Bezug von der Bodenseewasserversorgung (BWV) ist um ein Vielfaches teurer als die Nutzung unseres eigenen Wassers. Die BWV hat bereits angekündigt, dass der Wasserpreis sich in den nächsten Jahren mehr als verdoppeln wird.

– Wasserversorgung im Krisenfall.
Wie können wir unsere Bevölkerung mit Trinkwasser versorgen bei einem Stromausfall, Extremwetter, verschmutztem oder kontaminiertem Grundwasser, Ausfall oder Einschränkung der Zufuhr von Bodenseewasser?
Eines ist sicher: Die Aufgaben werden nicht weniger und die Kosten für sauberes Trinkwasser werden steigen.