Windenergetische Flaute in Kraichtal

In einer seiner jüngsten Sitzungen hat der Gemeinderat der Stadt Kraichtal über mögliche Standorte für Windkraftanlagen (WKA) entschieden. Von den ursprünglich 10 Suchfeldern sind am Ende gerade mal zwei halbherzige  übrig geblieben, bzw., gelassen worden!
Nun hat die Stadt in diesem Zusammenhang 60 Tsd. € für die entsprechenden Planungen mehr oder weniger in den Wind geschossen und dafür letztlich fast nichts in Händen. Es waren nach eh strengen Kriterien nur windhöffige, naturverträgliche  Felder ausgewiesen, –  lediglich 4 standen danach noch zur Entscheidung – welche bei entsprechender Akzeptanz durch Investoren Gewerbesteuer in das chronisch klamme Stadtsäckel gespült hätten. Wenn sich Investoren in Form von Bürgergenossenschaften  unter Beteiligung von Kraichtaler Einwohnern an diese Projekte gemacht hätten, wären neben der Gewerbesteuer sogar noch die Gewinne in Kraichtal gelandet! Bei 4 Flächen mit 8 Windkraft-Rädern (WKA) und 2 Megawatt Leistung hätte Kraichtal seine Energie zu rd. 40 % selbst erzeugen können. Mit Ergänzung durch Photovoltaik und stadteigenem Netzwerk (ist momentan an EnBW-Netze verpachtet!) unglaubliche Selbstversorger-Aussichten. Nachweislich (Liste liegt beim Bürgermeister!) haben sich bei den früheren Informationsveranstaltungen der Stadt spontan Kraichtaler genossenschaftliche Beteiligungs- Interessenten registrieren lassen. Die eindrucksvolle Besichtigung der Ingersheimer Windenergie-Anlage hat dem Gemeinderat vor Jahren gezeigt,was mit engagierten, aufgeschlossenen Bürgern gehen kann. Über 360 Genossenschaftsmitglieder betreiben „ihr“ Windrad.
Wenn in o.a. Sitzung jahrelange, aufwändige Gutachten und Planungen durch einen lockeren Ausspruch im Rat („In Kraichtal weht eh kein Wind!“) ignoriert,quasi in den Wind geschlagen werden können, ist das in unseren Augen Politik nach Gutsherrenart. Über solche Begründungen könnte man milde lächeln, ginge es nicht um vertane Kraichtaler Entwicklungschancen! Und wer die jüngsten, 3-tägigen, informativen, Mut machenden „Energietage Kraichgau“ in Menzingen besucht hat, wird den hier kritisierten, halbherzigen Ratsbeschluss sogar als Schlag in Gesicht der Stadt und ihrer Entwicklung bewerten. Man wünschte sich mehr Entscheider nach dem Messeort Menzingen, oder nach anderen, ähnlichen Orten der energetischen Erkenntnis……
Fortschrittliche Kommunen wird man in Zukunft daran erkennen, welche Energie sie vor Ort selbst erzeugen (können). Der Weg ist bereits heute vorgezeichnet: Alle fossilen Energieträger, wie Öl, Kohle, Gas werden in
wenigen Jahrzehnten verbraucht sein. 100 Prozent erneuerbare Energien können und werden sie voll umfänglich ersetzen, an ihre Stelle treten: “WaWiSo“ – Wasser, Wind und Sonne, sowie nachwachsende Rohstoffe. Sie sind die energetische Zukunft, weil großteils unendlich vorhanden. Deshalb darf man bei heutigen Entscheidungen nichts verschlafen werden. Deshalb behindert der o.a. einschränkende Entschluss gegen Windkraftnutzung Kraichtal beim Anschluss an diese Entwicklung. Windkrafträder werden u.a. auch dafür ein  Symbol sein, wie sich eine Gemeinde auf die Zeit ohne fossile Brennstoffe vorbereitet, wie sie für ihre Zukunft, für ihre Bürger vorsorgt, indem sie z.B. eigene Energieversorgung vor Ort auf den Weg bringt.
Das boomende Tourismusland Rheinland-Pfalz zeigt mit vielen Anlagen, dass das gebetsmühlenartige Verschandelungsargument von Windkraftgegnern nicht greift. Im Gegenteil: Die Anlagen dort – oft an exponierter Stelle! – weisen dieses benachbarte, pfiffige Bundesland als auf der Höhe Zeit, ja sogar als zukunftsfähiges Gebilde aus. Früher hat man aus der Pfalz gen Baden gezeigt, wenn man dort nach guten Lebensbedingungen gefragt wurde. Sollen unsere badischen Enkel einmal genötigt sein, diesbezüglich Richtung Pfalz deuten zu müssen? Was den Tourismus anbelangt, müssen wir ja das heute schon.
Es hat momentan für die Grüne Fraktion leider mal wieder den Anschein, als ob es mit den jüngsten, einschließlich den vergangenen, Ratsbeschlüssen in die fatal falsche Richtung geht.
Bürger von Kraichtal, schaut deshalb aufmerksam auf diese Stadt, auf ihre gewählten Vertreter*innen im Rat, was hier an Zukunftsfähigkeit auf den Weg gebracht wird – oder nicht! Sprechen Sie mit diesen, wenn Sie etwas in Ihrem Sinne, im Sinne der Enkeltauglichkeit unserer Kommune, bewegen wollen! Kraichtal darf nicht im Windschatten der zukunftsträchtigen Entwicklungen herumkrebsen! Die Stadt hat sich in ihrer Vereinigungsgeschichte wirklich schon viel „geleistet“, aber dies  bitte nicht auch noch!