Für eine Landwirtschaft ohne Glyphosat und andere Ackergifte

Der Pflanzenkiller Glyphosat ist zum Synonym einer chemiebasierten industriellen Landwirtschaft geworden, die Gesundheits- und Umweltschutz vernachlässigt. Das Ackergift wird von Behörden zugelassen, die sich oft offenbar Chemiefirmen mehr verpflichtet fühlen als der Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger. Wir Grüne stehen für den schnellstmöglichen Glyphosat-Ausstieg und für eine lebensfreundliche Landwirtschaft, die den Chemieeinsatz minimiert. Unsere Ziele sind unbelastete Lebensmittel, der Erhalt der biologischen Vielfalt, gesunde Böden und sauberes Wasser. Seit Jahren kämpfen wir im Bundestag gegen Glyphosat, für eine konsequente Pestizidreduktionspolitik und für mehr Unabhängigkeit und Transparenz bei den Zulassungsverfahren.

Auch wenn häufig das Gegenteil behauptet wird: Eine Landwirtschaft ohne Glyphosat und andere Ackergifte ist möglich – zum Vorteil von Mensch, Tier und Natur.

Biologische Vielfalt: Artensterben stoppen
Das Artensterben in der Agrarlandschaft hat dramatische Ausmaße angenommen. Durch den hemmungslosen Einsatz von Glyphosat sind ganze Ökosysteme ins Wanken geraten. Wo kaum mehr eine Blüte zu finden ist, fehlen beispielsweise auch die Insekten – und mit diesen verschwinden die Feldvögel. Kurz: Aus vielfältigen Lebensräumen ist oft eintönige Agrarsteppe geworden. Wir setzen damit unsere Lebensgrundlagen aufs Spiel, denn beispielsweise werden wir ohne Bestäuber – wie die Bienen – viele Lebensmittel nicht mehr in unseren Regalen finden. Diesen erschreckenden Trend wollen wir umkehren – durch ein Verbot von Glyphosat und der bienenschädlichen Neonikotinoide und durch konsequente Reduktion des Pestizideinsatzes insgesamt. Wir wollen den Wandel zusammen mit den betroffenen Landwirtinnen und Landwirten gestalten und durch Forschung und Übergangsmaßnahmen unterstützen.

Wir fordern:
Sofortige Anwendungsbeschränkungen für Glyphosat und ein schnellstmögliches Verbot.
Ein Verbot der bienenschädlichen Neonikotinoide.
Ein umfassendes Pestizidreduktionsprogramm.

Pestizid-Alternativen: Öko-Landwirtschaft als Vorbild
Eine Landwirtschaft ohne Glyphosat ist möglich, das sagen selbst überzeugte Glyphosat-BefürworterInnen. Mechanische Bodenbearbeitung, vielfältige Fruchtfolgen und angepassten Wahl von Kulturen und Sorten können den Chemieeinsatz sogar ganz verzichtbar machen. Das beweisen Öko-Landwirte Jahr für Jahr – auch dank hoher Fortbildungs- und Innovationsbereitschaft. Glyphosat gilt aufgrund seines geringen Preises als Innovationsbremse. Doch der Mehraufwand für Alternativen ist überschaubarer als oft behauptet. Wir wollen Forschung und Wissenstransfer in den Fokus nehmen – und die Beratung der landwirtschaftlichen Betriebe nicht länger den Pestizidherstellern überlassen.

Wir fordern:
Die Abhängigkeit von chemischem Pflanzenschutz zu beenden.
Eine konsequente Pestizidreduktionsstrategie, mit klaren Ziel- und Zeitvorgaben.
Deutliche Vorgaben auch für den Futtermittelimport.
Pestizidfreie Räume, um Rückzugsmöglichkeiten für Pflanzen und Tiere zu erhalten.

Gesundheit: Risiken für VerbraucherInnen minimieren
Die Krebsforschungsagentur der WHO stuft Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend“ ein, deutsche und europäische Behörden halten ein „harmlos“ dagegen. Eigentlich ein klarer Fall für die Anwendung des Vorsorgeprinzips: Im Zweifel für den Schutz. Doch CSU-Landwirtschaftsminister Schmidt und die Europäische Kommission haben das Prinzip umgekehrt: Im Zweifel für die Industrie. Hier ist stattdessen konsequentes Handeln im Sinne eines vorbeugenden Verbraucher- und Anwenderschutzes geboten. Aufklärung ist das Gebot der Stunde: Wie konnte es zu den unterschiedlichen Bewertungen kommen und welchen Einfluss hatten die Glyphosat-Hersteller? Gibt es Parallelen zu anderen, ähnlich problematischen Pestiziden?

Wir fordern:
Die krebserregende Wirkung von Glyphosat mit einer unabhängigen Studie zu überprüfen.
Die Bedenken zahlreicher WissenschaftlerInnen gegenüber der Glyphosat-Risikobewertung ernst zu nehmen.
Die Pestizidbelastung von Lebensmitteln konsequent zu reduzieren.

Zulassung: Unabhängigkeit und Transparenz stärken
Die Gefährlichkeit von Pestiziden wird nach Aktenlage bewertet, denn die entscheidenden Zulassungsstudien werden von den Herstellerfirmen in eigenen oder beauftragten Laboren durchgeführt. Die Behörden erhalten nur schriftliche Berichte und haben keine Möglichkeit, deren Vollständigkeit und Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Zudem unterliegen die Berichte als „Geschäftsgeheimnis“ der Vertraulichkeit und sind einer Überprüfung durch Dritte kaum zugänglich. Unregelmäßigkeiten im Glyphosat-Bewertungsbericht und die Reaktion der Behörden werfen zudem die Frage nach deren Neutralität auf. Für uns ist klar: Finanzierung und Durchführung der Zulassungsstudien müssen entkoppelt und die europäischen Verfahren reformiert werden.

Wir fordern:
Lückenlose Aufklärung aller Vorwürfe gegen die deutschen und EU-Bewertungsbehörden.
Verlagerung der Zuständigkeit für die nationale Pestizidbewertung weg von der Landwirtschaft in den Bereich Umwelt/Gesundheit.
Reform der EU-Zulassungsverfahren.

ALTERNATIVEN ZU PESTIZIDEN IN DER LANDWIRTSCHAFT DER FALL GLYPHOSAT.pfd