Wir brauchen eine neue Haltung: Agrarwende jetzt!

Billiger produzieren – auf wessen Kosten?
Trotz ausreichender Produktion von Nahrungsmitteln müssen über 800 Millionen Menschen hungern. Weitaus mehr – rund zwei Milliarden Menschen – sind mangelernährt. Jeder Mensch hat ein Recht auf Nahrung. Deshalb brauchen wir eine globale Agrarwende, die sich am Leitbild einer standortangepassten, kleinbäuerlichen und nachhaltigen Landwirtschaft orientiert. Die Lebensgrundlage der Bevölkerung in Entwicklungsländern darf nicht durch hochsubventionierte Agrarprodukte und Fangflotten aus Europa oder durch Landnahme zerstört werden. Eine grüne Landwirtschaft und der Kampf gegen Hunger und Mangelernährung weltweit: Das gehört zusammen gedacht. Die Große Koalition zeigt sich leider wenig ambitioniert, glänzt durch inkohärente Politiken und ignoriert nach wie vor selbst die Empfehlungen des Weltagrarberichts und anderer führender Institutionen wie der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO). Diese fordern immer wieder einen Fokus auf Kleinbäuerinnen und Kleinbauern und mehr agrarökologische Landwirtschaft.

Lokales Saatgut verwenden und Ressourcen schonen
Statt Agrarindustrie und Gentechnik müssen wir den Fokus auf Anbaumethoden und lokales Saatgut legen, die dem Standort angepasst sind und die Ressourcen schonen. Es muss darum gehen, vor allem die Potenziale der kleinbäuerlichen Landwirtschaft, Viehzucht und handwerklichen Fischerei stärker zu nutzen, in den Entwicklungsländern mehr Wertschöpfung und Ernährungssouveränität anzustreben und soziale Sicherungssysteme auf- und auszubauen. Stattdessen treiben die Bundesregierung mit den G7-Staaten unter dem trügerischen Label „New Alliance for Food Security and Nutrition“ die Erschließung vor allem Afrikas für Agrarindustrie-Konzerne wie Monsanto, Bayer, Syngenta und Co. voran. Das ist dreistester Etikettenschwindel. Beispielsweise verpflichten sich die Partnerländer dieser Allianz, Saatgutgesetze zu verabschieden. Wenn aber alleine teuer zertifiziertes Saatgut gehandelt werden darf – und ein solches Gesetz vor Ort auch durchgesetzt wird – ist das gleichbedeutend mit dem Kollaps lokaler Saatgutmärkte.

Teller vor Trog und Tank
Zudem muss die Politik klare Grenzen setzen, damit Spekulanten mit Nahrungsmitteln keine schmutzigen Profite machen. Außerdem kommt für uns der „Teller vor Trog und Tank“. Das heißt, für den Anbau von Futtermitteln und Energiepflanzen müssen strenge soziale und ökologische Kriterien gelten. Unser Hunger nach Ackerflächen wirkt sich zu oft negativ auf die Lebensbedingungen in Entwicklungsländern aus. Palmöl-Plantagen und andere Monokulturen verdrängen lokale Kleinbäuerinnen und Kleinbauern sowie die Pastoralistinnen und Pastoralisten. Der Zugang zu Land wird zur Existenzfrage.

Recht auf Nahrung für alle Menschen dieser Welt verwirklichen
Zur Überwindung des Hungers sind darüber hinaus große Anstrengungen auf allen Ebenen und in nahezu allen Politikbereichen nötig. Nur wenn eine weltweite Offensive zur Stärkung der Ernährungssicherheit und -souveränität in den Entwicklungsländern von ambitionierten Klimaschutzmaßnahmen und gerechteren Strukturen im Welthandel flankiert wird, kann das Recht auf Nahrung für alle Menschen dieser Welt verwirklicht werden.

 

Auf die Schnelle: Unsere grünen Forderungen
– Globale Agrarwende hin zu einer kleinbäuerlichen und nachhaltigen Landwirtschaft

– Lokales Saatgut verwenden und Ressourcen schonen
– Potenziale der kleinbäuerlichen Landwirtschaft, Viehzucht und handwerklichen Fischerei nutzen
– Ernährungssouveränität in Entwicklungsländern
– Ernährungssicherheit mit Klimaschutzmaßnahmen flankieren
– Keine Spekulationen mit Nahrungsmitteln
– Strenge ökologische und soziale Kriterien für Anbau von Futtermitteln und Energiepflanzen