Gut für die Region und die Welt: Nachhaltigkeit

In einer sehr gut besuchten ersten Veranstaltung zum Thema Nachhaltigkeit im Gochsheimer Bürgersaal trugen mehrere Referentinnen und Referenten zur Aufhellung dieses komplexen Sujets bei. Andrea Schwarz, Grüne Landtagsabgeordnete im Wahlkreis, hatte dazu eingeladen. Eine kurze Begrüßung durch die Abgeordnete leitete sogleich über zur Referentin aus Stuttgart, Frau Singirakabo. Ihre Eingangsfrage an die Zuhörer, was sie wohl als „nachhaltig“ empfänden, wurde mit Beispielen aus der Wirtschaft beantwortet, verschiedene Firmen/Händler nannten die Gäste hierbei. Warum diese Firmen? Weil sie Standards respektieren, wurde ihr als Begründung genannt. „Nachhaltig ist gleich enkelgerecht,“ untermauerte die Referentin. „Wir müssen mit unserem Handeln die Zukunft sichern!“, sagte sie eindringlich. Soziale Nachhaltigkeit, das spezifische Thema dieses Abends und erster Teil der 3 Veranstaltungen, sei etwas abstrakt. Sie brachte ein bildhaftes Beispiel, den menschlichen Körper. In ihm würde alles perfekt zusammenspielen, um den Menschen am Leben zu erhalten. Die Hand, führte sie weiter aus, würde nie auf die Idee kommen, für sich mehr Blut zu beanspruchen als der Fuß. Dann würde nämlich das System aus dem Gleichgewicht geraten, der Körper erkranken. Dieses Beispiel übertrug sie auf die heutige Gesellschaft, die mehr und mehr dabei sei, das Gleichgewicht zu verlieren, weil immer mehr Menschen immer mehr fragwürdig konsumieren. Vieles gerate momentan aus dem Gleichgewicht.
Die afrikanischen Wurzeln der Referentin gaben ihr auch das nächste Beispiel dafür, woran es wohl immer mehr mangele. Bei ihr zuhause habe Gemeinschaft und Teilen einen ganz hohen Stellenwert. Gemeinschaft sei etwas Soziales und müsse nachhaltig sein, um bestehen zu können (Bsp. Körper!). In Europa scheine ihr das erst wieder zurückgeholt werden zu müssen.
Weitere Nachhaltigkeitsvertreter aus der Region belegten, dass diese Gedanken doch auch schon hier bei uns wieder Fuß fassen.
Treffend hier sei der Betrieb des „depot 25“ in Menzingen, wo der Nachhaltigkeitsgedanke von vielen eifrigen Ehrenamtlichen konkret umgesetzt werde. Gespendete, hochwertige Kleidung wird hier an die ganze Bevölkerung aus der Umgebung zu kleinem Preis wieder zurück in den Kreislauf gebracht. Durch niedrige Preise wird hier niemand ausgeschlossen und der überproduzierenden Textilindustrie werde mit Second-Hand-Ware etwas entgegengesetzt. Auch die Abgeordnete, begeisterte Trägerin solcher Kleidung,
hat im „depot 25“ schon eingekauft.
Manfred Weiss, aus Bretten berichtete von der von ihm betrieben „Solidarischen Landwirtschaft“ (SoLaWi) und bei der Gemeinschaft praktisch gelebt werde. Seine regional, saisonal und ökologisch erzeugten Obst und Gemüse seien zwar teurer als im Supermarkt, aber damit niemand von diesen
nachhaltigen Produkten ausgeschlossen werde, gebe es Mitglieder, die mehr geben, damit andere weniger zahlen können/müssen.
Beispiele nachhaltiger Produkte gab es an verschieden Tischen. Da lagen z.B. Taschen, von der Lebenshilfe Bruchsal/Bretten aus Bannern und Planen genäht.
Diese Idee setzte der Grafiker Christian Tschürtz vor 5 Jahren um und hat bei der Lebenshilfe- Einrichtung damit großen Erfolg.
Erstaunlich auch das lange Bestehen des Weltladens Kraichtal. Ins Leben gerufen von Doris Osswald, besteht der Laden seit nunmehr 24 (!) Jahren in Menzingen. Ihr damaliger Anlass: sie wollte wegen fairer Produkte nicht immer nach Bruchsal fahren müssen. Sie arbeitet in ihrem Laden seither mit vielen Fair- Trade- Organisationen zusammen. Diese garantieren ihr, dass die Erzeuger auch von ihrer Arbeit leben können. Beindruckend, wie hier wieder der sozial- nachhaltige Aspekt idealtypisch und mit Ausdauer umgesetzt wird.
Das „Café Panama“ aus Wössingen stellte ebenfalls sein sozial- nachhaltiges Projekt vor. Angeregt durch Reisen in südliche Länder, kam die Idee eines sozialen Treffpunkts im Ort, d.h., man wollte wie dort ein Café einrichten. Heute ist es ein „Reparatur- Cafè“ (Fahrräder, Haushaltsgeräte) mit fairem Kaffee und ebensolchen Lebensmitteln. Nächstes Projekt der Gruppe ist eine Kampagne zu Plastikfrei.

Kraichtal war ein würdiger Veranstaltungsort zum Thema Nachhaltigkeit.
Schließlich waren von hier 2 Vertreter dabei: „depot 25“ und der „Weltladen“, beide in Menzingen. Sie alle würden sich über weiteren Zuspruch aus Kraichtal sehr freuen.