Klimaverträglich bauen

Bereits Anfang März gab es die Möglichkeit, eine Landtagswahl-Veranstaltung mit Andrea Schwarz zu besuchen. Angeboten wurde ein Online-Vortrag zum Thema „Klimaverträglich bauen“.

Der Referent Charly Miller, Architekt und Kommunalpolitiker aus Schwäbisch Gmünd, ging auf verschiedene Aspekte des Bauens ein. Unter anderem wies er darauf hin, dass die Baumaterialien mit ausschlaggebend dafür sind, ob Wohngebiete CO2-arm erstellt werden können oder nicht.

Bittenfelder Weg

Als Beispiel für ein klimaneutrales Baugebiet nannte Miller die „Energie-Musterkommune“ Waiblingen mit ihrem Ortsteil Bittenfeld.

Dort bot die Stadt den Bauwilligen zunächst eine kostenlose Energieberatung an. Dann gab sie für die Planung von Gebäuden energetische Anforderungen vor, welche um ca. 25% besser sind als die Mindestvorgaben der derzeit gültigen EnEV (Energie-Einsparverordnung).

Schwäbisch Gmünd baut auf/aus Holz

Als nächstes berichtete Miller von Mehrfamilienhäusern, die in Schwäbisch Gmünd in Holzbauweise geplant und umgesetzt wurden. Konkret stellte er das Baugruppenhaus „Sonnenhügel“ vor. 

Es wurde von einer Gruppe von neun Familien umgesetzt und entspricht dem Standard KfW 40 (= 60% besser als EnEV). Grundbedingung für das Gebäude war, dass es barrierefrei gestaltet sein sollte und außerdem Gemeinschaftsräume bietet. So wurde z.B. ein gemeinsamer Heimwerker-Raum eingerichtet.

Auch das Thema Garagen wurde angesprochen. Miller plädiert für zentrale Quartiersgaragen in Form von Metallkonstruktionen in Hochbauweise. Sollte der ÖPNV immer stärker genutzt werden und das autonome Fahren kommen, braucht man den Platz für Privatautos nicht mehr und kann die Konstruktionen wieder abbauen. Eine Tiefgarage bezeichnete er als „unflexibelstes Bauteil überhaupt“.

Einer der Teilnehmer am Vortragsabend ergänzte, dass die Umwelt- und Energieagentur des Landkreises Karlsruhe im Austausch mit dem österreichischen Vorarlberg ist. Dort spielt nachhaltiges Bauen mit Holz eine große Rolle, und die Bürgermeister verschiedener Gemeinden seien in einen regelrechten Wettbewerb um die besten Holzgebäude getreten.

Doch nicht nur Neubauten sprach Miller an. Er rät zu „Mut zur Phantasie“ bei der Sanierung im Gebäudebestand. Es gibt Gemeinden, die mit einem Förderprogramm „Jung kauft Alt“ sehr gute Erfahrungen gemacht haben. Dabei handelt es sich um Zuschüsse bzw. Kinder-Boni für den Kauf und die Renovierung von älteren Gebäuden. Das schont Ressourcen, weil einerseits die Substanz schon da ist, und andererseits, weil „die grüne Wiese“ weiterhin grüne Wiese bleiben kann.